19. Dezember

Das eingravierte Symbol kannte Mats, es war die berühmte Venus von Botticelli. Als er sich die Kreise noch einmal genauer ansah, erinnerte ihn die Anzahl und Größenverteilung an die Planeten unseres Sonnensystems. Er musste also den zweiten Planeten drücken, die Venus, und schon ging die Taschenlampe an.

Hannes und Toni hatten von all dem gar nichts mitbekommen, sie waren viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, sich gegenseitig zu verdächtigen.

Mats beobachtete, wie Tonis Hand in die rote Manteltasche griff. Plötzlich erinnerte er sich wieder an den Zirkel, der dort verborgen war. Mit einem schnellen Satz sprang Mats nach unten und stellte sich zwischen die beiden Männer. 

"Denkt ihr, es hilft, wenn wir uns gegenseitig fertigmachen?", fragte er. ,,Wir wissen nicht, wer hinter all dem steckt und was er will. Aber ich wäre dafür, dass wir erst mal versuchen, das rauszukommen, bevor wir den Schuldigen suchen."

Toni knirschte mit den Zähnen und sah ihn mit grimmigem Gesichtsausdruck an. 

"Dann findest du es also ganz normal, dass unser netter Weihnachtsmann hier der Einzige war, der am Anfang festsaß und sich scheinbar nicht selbst befreien konnte. Er wollte sehen, wer von uns es schafft, das Rätsel an seiner Tür zu lösen. Das ist alles nur ein Test. Ein krankes Spiel für diesen Typen!" 

Toni hatte sich immer mehr in Rage geredet. Seine Augen funkelten wie die eines Tigers, kurz bevor er zum Sprung ansetzt.

„Gib mir bitte den Zirkel", sagte Mats bestimmt und streckte seine Hand aus.

"Welchen Zirkel?", fragte Toni unschuldig.

"Den, den du vorhin auf dem Schreibtisch gefunden hast."

Hannes merkte auf. ,,Ich hab doch gewusst, dass man dir nicht trauen kann", knurrte er. ,,Wolltest du damit etwa auf uns losgehen, wenn du dich in die Enge gedrängt fühlst?"

,,Den hab ich mitgenommen, um mich zu verteidigen, ja. Aber da wusste ich ja noch nicht, dass unser Entführer sich mitten unter uns versteckt", gab Toni zurück.

Er holte den Zirkel heraus und hielt ihn in der rechten Faust vor sein Gesicht. ,,Ich behalte ihn. Jetzt erst recht", stellte er laut fest.

,,Das kleine Ding wird dir im Zweifelsfall sowieso nicht helfen", sagte Hannes und winkte ab. ,,Der Weihnachtsmannjäger wird sich kaum auf einen Nahkampf einlassen. Er plant alles ganz genau und hat jederzeit alles unter Kontrolle. Für ihn sind seine Opfer nur Laborratten."

Toni verdrehte genervt die Augen: ,,Unser Herr Oberschlau glaubt mal wieder mehr zu wissen als wir..."

,,Das hat nichts mit schlau zu tun," zischte Hannes. ,,Das ist einfach nur logischer Menschenverstand. Oder wie interpretierst du die Rätsel-E-Mail, die der Typ seinen Opfern geschrieben hat, bevor er sie teilweise am helllichten Tag entführen konnte, ohne dass jemand etwas mitbekommen hat?"

,,Was für eine E-Mail?", wunderte sich Mats.

,,Das stand doch überall in der Zeitung, deswegen lässt er uns ja auch durch diese verdammte Rätsel-Hölle stolpern", versuchte Hannes die Frage beiseitezuwischen.

,,Ich hab jedenfalls keine solche Mail bekommen, und in der Zeitung stand davon, so weit ich mich erinnern kann, auch nichts." Mats trat einen Schritt von Hannes zurück.

,,Da siehst du es!", rief Toni aufgebracht. ,,Auch wenn er nicht der Weihnachtsmannjäger ist, dieser Kerl weiß mehr, als er zugibt!"

Diesmal konnte Mats nicht widersprechen. Selbst wenn er immer noch nicht von Hannes' Schuld überzeugt war, gingen sie wohl auf Nummer sicher, wenn sie den Verletzten zurückließen.

,,Wir werden das jetzt nicht auflösen können. Ich schlage vor, du bleibst hier, und wir holen Hilfe, so schnell wir können." Hannes nickte Mats kapitulierend zu. Er schien zu akzeptieren, dass er mit dem gebrochenen Knöchel sowieso nicht weit kommen würde.

Mats und Toni kletterten mit der Taschenlampe in die Öffnung an der Decke und wurden schnell von dem engen dunklen Schacht verschluckt.

Wortlos und auf allen vieren krabbelten sie dem Lichtkegel der Taschenlampe hinterher, bis sie an eine Kreuzung kamen. An jeder der drei Abzweigungen prangte ein Zettel.

 

Welchen Gang sollen sie nehmen?

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