15. Dezember

"Kommt ihr nicht drauf?", fragte Mats. ,,Sieben Kugeln, nur dann hast du auf jeden Fall vier gleiche!"

Toni schlug sich an die Stirn.,

,Still jetzt", mahnte Hannes. ,,Die 13 Minuten sind gleich um."

Er wartete, bis die Sanduhr abgelaufen war, und drückte genau in diesem Moment die Türklinke herunter. Sie gab nach.

Die drei Männer gelangten in einen weiteren Raum, der ein bisschen wie eine leer geräumte Speisekammer wirkte. Klein, stickig, mit hellbraunen, gesprungenen Kacheln auf dem Boden und geweißelten Betonwänden. Aufmerksam arbeiteten sie sich vor. 

Hannes' Discounter-Turnschuhe quietschen auf dem Fliesenboden. Mats bemerkte erst jetzt, dass alles an Hannes ein bisschen billig wirkte. Nicht nur sein Weihnachtsmannkostüm, sondern auch die Schuhe und die schwarze Nylon-Jogginghose, die er darunter trug. Irgendetwas störte ihn an den Sachen. Er musste kurz nachdenken, bevor er darauf kam: Alles sah total neu aus. Kein Fleckchen auf den Schuhen, die Hose hatte noch leichte Falten, so als ob sie gerade erst aus der Verpackung genommen worden wäre. Das musste natürlich nichts bedeuten. 

Aber Mats wurde bewusst, dass er eigentlich nichts über seine Mitgefangenen wusste. Zu Anfang war ihm Hannes nur ein bisschen introvertiert vorgekommen, ein Grübler, vielleicht auch ein Schwarzmaler, dem das Leben übel mitgespielt hatte. Doch im Laufe ihrer Flucht war er immer seltsamer geworden. Es fühlte sich einfach nicht so an, als ob er im gleichen Team wie Mats spielte. Toni schien dagegen zwar ein netter, hilfsbereiter Typ zu sein, doch als er sich mit Hannes gestritten hatte, war Mats in seinen Augen ein gefährliches Funkeln aufgefallen. Und die plötzliche Aggressivität, mit der er Hannes attackiert hatte, hatte Mats regelrecht erschreckt. 

Und dann war da noch der Zirkel in Tonis Manteltasche. Ein Werkzeug, das mit seiner gehärteten Stahlspitze durchaus als Waffe einsetzbar war. Mats hatte beobachtet, wie Toni sich häufiger an den Anhänger seiner Halskette griff, wenn er nachdachte oder nervös war. Er versuchte zu erkennen, welche Form der Anhänger hatte, doch er war meist unter dem T-Shirt verborgen, und Mats blieb nichts anderes übrig, als auf Beobachtungsposten zu bleiben und seinen Mitgefangenen zu der Ausgangstür der Kammer zu folgen.

,,Kein Zahlenschloss, kein Touchpad, kein Schlüssel. Einfach nur eine Tür", stellte Toni fest.

Mats griff nach der Klinke und musste beinahe laut loslachen, als das Türschloss einfach so aufging.

,,Darf ich bitten?", scherzte er und hielt den anderen die Tür auf. 

Sie kamen in einen großen Raum, in dem viele lange Tische und Stühle standen. Alle mit Staub bedeckt und von der Welt vergessen. Neonröhren tauchten den Raum in ein gespenstisches Licht, und Mats erkannte, dass es wohl eine Art Aufenthaltsraum oder Kantine gewesen sein musste.

,,Offensichtlich hat Hannes recht gehabt, wir sind in einer alten Fabrik oder so etwas in der Art", sagte er und ging auf einen der Tische zu. 

Er war der einzige, der offensichtlich erst vor Kurzem benutzt oder zumindest abgewischt worden war. Auf der grauen Plastiktischplatte war mit schwarzem Edding etwas gekritzelt worden.

,,Was zur Hölle soll das jetzt wieder heißen?", fluchte Hannes und hielt sich die Hand an die Stirn.

 

Was erfahren sie in der Nachricht?

1. Dass einer von ihnen ein Verräter ist

2. Dass sie sterben werden

3. Dass Hilfe unterwegs ist

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