13. Dezember

Die Rechnung auf einem der Notizzettel ergab 807 - oder wenn man den Taschenrechner umdrehte, das Wort "LOB", Toni hatte zwar das dazugehörige Buch "Lob des Geistes" entdeckt, aber es war Mats gewesen, der überhaupt auf die Idee gekommen war, den Taschenrechner einzusetzen, um das Codewort zu finden.

Das war typisch für ihn. Er hatte gute Ideen, aber die Lorbeeren erntete oft jemand anderes. Bisher war ihm das ziemlich egal gewesen, aber er war eben auch kein Student mehr und musste sich so langsam eine feste Stelle oder zumindest ein festes Einkommen als Journalist suchen. Er schwor sich, dass er diesem Quadratschädel von Chefredakteur bei der „Post" ordentlich die Meinung sagen und dann den Redaktionsleiter noch mal nach einer Stelle fragen würde, falls er aus diesem Abenteuer lebend herauskam. 

"Weihnachten ist echt das Letzte", sagte er - mehr zu sich selbst als zu seinen Mitgefangenen- und ging dann als Erster auf das große schwarze Loch zu, das jeden Lichtstrahl zu verschlucken schien. Er kletterte durch die Geheimtür und gelangte in einen dunklen Gang.

Seine Hände ertasteten raue, rohe Backsteinmauern rechts und links von ihm und die Decke hing drohend gerade mal 20 Zentimeter über seinem Kopf. Als seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er am Ende des schmalen und stickigen Durchgangs eine schummrige Lichtquelle entdecken. Genau genommen zwei eine kleine Leuchtdiode über einer grün lackierten Metalltür und darüber eine rot leuchtende digitale Zeitanzeige.

"Seht euch das mal an", sagte er und winkte Toni und Hannes, ihm zu folgen.

„Ein Countdown...", stellte Hannes unbehaglich fest, als er direkt hinter Mats angekommen war und erfolglos an der Tür gerüttelt hatte.

,,Er zählt noch etwas mehr als sechs Minuten herunter. Ob uns danach alles um die Ohren fliegt? Dann müssten wir uns zumindest keine Gedanken mehr darum machen, wie wir hier rauskommen."

"Jetzt sei doch nicht immer gleich so pessimistisch", sagte Toni und klopfte Hannes aufmunternd auf die Schulter. 

,,Wenn uns jemand in die Luft jagen wollte, hätte er sich das mit dem Gift doch wirklich sparen können."

Mats staunte darüber, wie Toni selbst in diesem finsteren Schacht noch so ermutigend klingen konnte. 

Hannes ließ die Worte allerdings an sich abperlen wie Wassertropfen an einem frisch gewachsten Auto, "Sanduhren", sagte er nur und hob seine beiden Fundstücke, die in der Ecke des Ganges gestanden hatten, vorsichtig auf.

Mittlerweile zeigte die Uhr noch drei Minuten, und Mats spürte, wie er auf den Füßen nervös vor und zurück wippte. Unwillkürlich ging er einen Schritt zurück und stieß dabei mit dem Rücken an Toni. Er musste an den Zirkel denken. Hätte er Toni direkt auf seinen Diebstahl ansprechen sollen? Dann erlosch die Uhr plötzlich und wurde schwarz.

Die drei Weihnachtsmänner hielten den Atem an. Aber nichts geschah. Still und ängstlich warteten sie, bis die restliche Zeit abgelaufen

sein würde. 3... 2... 1.......... O

Ein metallisches Klicken. Dann ein kurzer Summton. Die Uhr schaltete sich wieder ein, nur um von Neuem herunterzuzählen. 13:00 ... 12:59 ...

Sie beobachteten den Ablauf noch einmal und stellten fest, dass die Anzeige insgesamt wohl immer 13 Minuten herunterzählte, bei 3 Minuten Restzeit aber erlosch.

"Wenn ich an das Klickgeräusch denke, würde ich vermuten, dass wir genau 13 Minuten abmessen müssen und dann ein kurzes Zeitfenster haben, um die Tür zu öffnen", sagte Mats.

,,Aber wie sollen wir das schaffen? Zählen? Mein Zeitgefühl ist nicht gerade das beste", sagte Toni.

,,Damit." Mats hielt ihm die beiden Sanduhren entgegen und startete beide gleichzeitig.

 

Wie oft müssen sie die Sanduhren umdrehen, damit sie möglichst schnell 13 Minuten abmessen können?

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