Fast musste Mats lächeln. So beängstigend das Ganze schien, ein bisschen spannend war es auch, wie in einem seiner geliebten Retro-Adventure-Games.
Mats drückte gleichzeitig den roten und den blauen Schalter, denn wie jedes Kind wusste, war die Kombination aus Blau und Rot eben Lila.
Und tatsächlich erwachte die Neonröhre im lila Metallkäfig knackend und zuckend zum Leben.
Mats schloss kurz die Augen, so geblendet war er von der plötzlichen Helligkeit.
Der Raum, in dem er sich befand, war ein staubiges Kellerabteil, in dem ein paar Kisten und zwei alte, kaputte Bürostühle herumstanden. Es gab kein Fenster und in einer Ecke lagen die Überreste einer Maus. Ihr lebloser Körper war eingefallen und der Kopf fehlte.
Ganz offensichtlich war das ein nicht gerade häufig besuchter Ort.
Mats' Blick fiel auf seine Füße. Er trug seine weißen Lieblingssneaker, die schon ein wenig mitgenommen aussahen, die er aber aus nostalgischen Griinden nicht ausmustern konnte. An den Beinen schlackerte eine etwas zu weite schwarze Hose und sein Körper steckte in einem rot-weißen Mantel.
Tatsächlich. Er trug ein Weihnachtsmann-Kostüm. Aber warum? War das der Scherz eines übermütigen Freundes? Oder war er irgendwie in eine Reality-Show gerutscht? Über die anderen, wesentlich düstereren Möglichkeiten wollte Mats lieber gar nicht erst nachdenken.
Da fiel es ihm siedend heiß wieder ein: Er hatte das Kostüm selbst angezogen! Irgendwie musste er schließlich Geld verdienen, wenn die
»Münchner Post« seine Artikel nicht drucken wollte.
Dabei waren seine Reportagen über die Shrimps-Zucht in Vietnam und das Baumstamm-Rennen in China wirklich außerordentlich spannend und informativ gewesen. Fand zumindest Mats.
Schuld an der ganzen Misere war bestimmt Sudermann, der arrogante Chefredakteur, der ihm, wann immer er konnte, Steine in den Weg legte. Und da die Miete sich in einer Stadt wie München nicht von selbst bezahlt, hatte Mats einen Job als Aushilfsweihnachtsmann angenommen. Das war zwar nicht ganz so, wie er sich sein Leben als Star-Journalist vorgestellt hatte, aber er konnte die Aufträge wenigstens flexibel ausführen, und sie brachten ihm das nötige Kleingeld für die Handvoll Weihnachtsgeschenke, die er besorgen musste.
Es war überraschend, wie gut man dafür bezahlt wurde, kleine Kinder auf den Schoß zu nehmen und sich ihre Wünsche erzählen zu lassen.
Im Moment hatte Mats allerdings selbst einen Wunsch. Er wollte hier raus. Und das am liebsten sofort.
An einem Ende des Raums gab es eine Tür. Er drückte vorsichtig den Türgriff, bemüht, kein Geräusch zu verursachen. Doch es war abgesperrt, was Mats nicht überraschte.
Während er sich in dem Raum umsah, hörte er erneut das Klopfen von nebenan. Es erinnerte ihn daran, dass er womöglich nicht allein
hier unten war. Er wusste, er musste so schnell wie möglich seine Handschellen loswerden. Dann hatte er vielleicht eine Chance, sich zu
verteidigen, wenn es zu einem Kampf kommen sollte.
Gerade als Verzweiflung in ihm hochsteigen wollte, entdeckte er etwas an einer der kahlen Betonwände. Sie war mit roter Farbe beschmiert worden. Als Mats genauer hinsah, erkannte er, dass es sich um eine Botschaft handelte.
Die Buchstaben schienen das Werk eines Irren zu sein — oder vielleicht doch nicht?
Wo sollte Mats laut der Botschaft genauer nachschauen?
1. In den Kisten
2. An den Bürostühlen
3. Auf dem Boden
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